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Lioni

Anzündhilfe

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Beitrag 6040 , Mittelwerk [Alter Beitrag22. August 2001 um 02:06]

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Hallöchen Herbert!

Ich möchte nun einmal ein anderes Statement abgeben, vor allem zu dem Bericht von Herbert!

Grundsätzlich sollte man nicht über Dinge reden, von denen man keine Ahnung hat! Das Argument, das das Mittelwerk ursprünglich nicht für diesen Zweck gebaut wurde, ist nahezu nichtig. Was sagt das schon aus? Ist das ein Beweiß für weniger Grausamkeit!?

„KEINESFALLS JEDOCH BEI DER EIGENTLICHEN PRODUKTION DER V-2.(ES KAMEN KEINE 25000 MENSCHEN DABEI UM!) DAMIT WILL ICH KEINESFALLS DIE VERBRECHEN DER NAZI BESCHÖNIGEN, DOCH ICH HABE ETWAS GEGEN GESCHICHTSVERFÄLSCHUNG ODER VEREINFACHUNG UM EINES DEMAGOGISCHEN ZIELES WILLEN. IM ÜBRIGEN WURDEN IM UNTERTAGEWERK, "MITTELWERK" GENANNT, AUCH ANDERE PRODUKTE HERGESTELLT, SO Z.B. FLUGZEUGMOTOREN. „

Es ist jawohl eine grobe Vereinfachung, wenn man z.B. davon redet, dass weiterhin auch die Produktion von Flugzeugsmotoren dazu beitat! Die Produktion leugnet keiner. Jedoch verlief die Produktion ohne jeglichen Einsatz von Häftlingen! Das gehört zum Grundwissen, wenn man über dieses Thema reden möchte! Weiterhin ist es vollkommen richtig, das die eigentliche Produktion nicht die meisten Opfer forderte. Darum geht es aber nicht! Selbst wenn nur 5 % an der eigentlichen Technik arbeiteten, so arbeitete der Rest an dem Werk, das diese Technik herstellen sollte. Und das ist keine Entschuldigung dafür, das so viele Menschen ihr Leben ließen! Ohne die Grundidee wäre auch nicht das grausame Umfeld der Produktion gewesen!

„WENN DIE WERKSLEITUNG DER V2-PRODUKTION SO RADIKAL MIT DEN HÄFTLINGEN UMGEGANGEN WÄRE, WIE DER SPIEGEL BEHAUPTET, SO HÄTTEN SIE NICHT MAL 10 % DES PRODUKTIONSAUSSTOßES ERREICHEN KÖNNEN, DENN VIELE HÄFTLINGE WAREN ALS FACHARBEITER FÜR DIESE ARBEIT AUSGESUCHT WORDEN ODER WURDEN LANGWIERIG ANGELERNT.“

Víele Facharbeiter!? Schon wieder mehr gesagt als gewusst! Wie oben bereits erläutert, waren es weitaus weniger als 5 %, die an der eigentlichen Technik zu arbeiten hatten. Angelernt wurde in der Regel kaum. Wohl gab es spezielle zivile Ingenieure, die darauf spezialisiert waren, einfachste Produktionsschritte schnell Häftlingen „beizubringen“. Diese sogenannten „Spezialisten“ wurden in der Tat bevorzugt behandelt, jedoch war die Sterberate hier etwa genauso hoch, wie in gewöhnlichen KZ´s. Wenn jetzt jeder 20te Mensch bevorzugt behandelt wird, kann man dann davon reden, dass man mit den Menschen „nicht so radikal“ umgeht!? Ich halte dies für eine sehr arrogante Aussage! Die durchschnittliche Lebenserwartung eines gesunden Menschen lag zwischen 4 bis 6 Wochen. Diese Zahl unterschreitet die anderer KZ´s bei weitem! NICHT SO RADIKAL!?

„AUS DIESEM HINTERGRUND HERAUS KANN MAN DIE "ANWERBEAKTION" VON W.V.BRAUN IM KZ-BUCHENWALD (SOLLTE SIE WIRKLICH STATTGEFUNDEN HABEN), ETWA SO SEHEN WIE DIE AKTIONEN VON SCHINDLER, DER DURCH DIE BESCHÄFTIGUNG VON JUDEN IN SEINEN PRODUKTIONSSTÄTTEN VIELE RETTEN KONNTE. AUCH DIE HÄFTLINGE IN DER V2-PRODUKTION HATTEN HÖHERE ÜBERLEBENSCHANCEN, ALS IN ANDEREN (VERNICHTUNGS-) KZ´S. „

Zunächst weiß jeder, der auch nur im Internet stöbert, dass Dora kein Vernichtungs-KZ war, sondern ein Arbeitslager. Den Unterschied hier zu erläutern, würde den Rahmen dieser Antwort platzen lassen!

Schindler und v.Braun! Wie schlecht! v.Braun lief an Leichenbergen vorbei und sagte kein Wort. Selbst im Nachhinein sprach er kein Wort über den Einsatz von Häftlingen und ein persönliches Wort der Entschuldigung gab es nicht. Warum ist er nicht Ehrenbürger von Israel geworden!? Nicht entdeckt worden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass je ein Zwangsarbeiter ihm gedankt hat! So geschehen bei Schindler.

Apropos: haben sie jemals mit einem ehemaligen Zwangsarbeiter aus dem Mittelwerk geredet oder mehr als den öffentlichen Teil gesehen!? Wahrscheinlich nicht. Ich kann Ihnen sagen, dass ich beides sehr lange und intensiv getan habe und ich mir bei einer solchen Einstellung nur traurig an den Kopf fassen kann. Selbst diesem Spezialisten wurde in einer Werkbank der Arm zerdrückt; er konnte das nicht mehr arbeiten. Sein Kollege wurde vor einen Zug geschupst und wurde in neuen Boden einbetoniert! NICHT SO RADIKAL!? BEVORZUGTE SPEZIALISTEN!?

Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, über verschiedene Themen dieser Art zu reden. Geht es jedoch um ein solch sensibles Thema, so sollte mit mehr Hintergrundwissen geschrieben werden und Material kritisch betrachtet werden. Es geht nicht darum, hauptsache irgendwas gesagt zu haben!

Bitte diesen Bericht nicht persönlich nehmen!

Mit freundlichen Grüßen,

Lioni
Herbert

Epoxy-Meister

Herbert

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Beitrag 6062 [Alter Beitrag24. August 2001 um 18:46]

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Antwort für Lioni:

Ganz konsequent bist Du nicht. Ich werde von Dir als arrogant und schlecht (informiert ?) bezeichnet, soll keine Ahnung haben und soll es dann nicht persönlich nehmen. Was willst Du nun ? Mich angreifen oder mich belehren, weil Du es besser weißt ?

Aber der Reihe nach:
Ich sage nicht etwas zur jüngeren Zeitgeschichte, wenn ich nicht den Eindruck habe, eine sichere Information zu haben. Dazu verhelfen keineswegs nur Bücher, Zeitschriften oder gar Fernsehberichte, sondern persönliche Gespräche mit Augenzeugen und Betroffenen.
Im übrigen bin in keiner politischen Richtung besonders engagiert, mit einer Einschränkung: Ich hasse die Extremen jeglicher Richtung, seien sie nun Schwarz,
Braun, Rot, Gelb oder Grün.

Was uns beiden gemeinsam ist, dass wir beide keine Augenzeugen sind und unsere Eindrücke aus Erzählungen von Beteiligten gewonnen haben. Ich habe daher nicht "einfach etwas" gesagt. Tatsache ist aber, dass jeder Beteiligte seine persönliche Sicht hat. Ich habe meine Informationen von einem Zivilangestellten, der im Mittelwerk (unter Tage) bei der V2-Produktion in keineswegs leitender oder qualifizierter technischer Stellung arbeitete. Er wurde natürlich wie alle anderen Beschäftigten (also Nicht-Häftlinge) des Mittelwerks nach dem Krieg wegen Beteiligung an Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt. Er wurde aber aufgrund der entlastenden Aussagen von KZ-Häftlingen (!) freigesprochen. Er hat keinerlei Anlaß, irgendetwas zu beschönigen, weil seine Familie selbst unter dem NS-Regime gelitten hat.

Es ist heute leicht, über Personen zu urteilen, wenn sie sich nicht mehr rechtfertigen können so wie Werner von Braun. Über Wernher von Braun ließe sich viel diskutieren und dies ist früher auch an anderer Stelle im Forum schon ausführlich geschehen.

Über die Definition von KZ´s, ob Vernichtungs-oder Arbeitslager, brauchen wir uns nicht zu streiten. Die weiß ich auch. Aber wo lag denn der "große" Unterschied, ob einer gleich in die Gaskammer gesteckt wurde oder nach 4 Wochen wegen Entkräftung in einem Arbeitslager elend krepierte. Wenn er vorher noch etwas Arbeit leisten konnte, so war das für die verbrecherischen Machthaber noch ein kleiner Gewinn. Ein Verbrechen an der Menschlichkeit waren die KZ´s allemal.

Weiter möchte ich hier gar nicht mehr darauf eingehen, da dieses Forum zur technischen und nicht zur geschichtlichen oder gar politischen Diskussion dienen soll, auch wenn wir über die Technik-Geschichte manchmal in derartige Bereiche "abrutschen".

Meine Empfehlung für Dich: Zuerst fragen und dann urteilen.

Herbert
Harald

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Harald

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Beitrag 9513 [Alter Beitrag29. Januar 2002 um 17:56]

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Der Spiegel sollte auch einmal über die Raketenstarts in Cuxhaven und Zingst schreiben, denn die Raketenstarts der „Hermann – Oberth – Gesellschaft“ und der „Berthold Seliger – Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft“ im Cuxhavener Wattengebiet waren nicht minder bemerkenswert als die A4 – Starts in Peenemünde. Immerhin flog die Dreistufenrakete der „Berthold Seliger – Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft“, die am 2.5.1963 erstmals erfolgreich gestartet wurde, über 100 km hoch (so hoch flogen die meisten A4 – Raketen nicht und meines Wissens erreichte keine nach 1964 –dem Ende des Raketenstartbetriebs in Cuxhaven- in Deutschland gestartete Rakete wieder diese Höhe).
Und was die Raketenstarts in Cuxhaven so besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass sie zum größten Teil (von der „Berthold Seliger – Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft“ vielleicht abgesehen) von „Amateuren“ (oder wie sollte man sonst Personen, die in einen Verein ehrenamtlich tätig sind, nennen?) durchgeführt wurden, die von der Industrie gut unterstützt wurden und den Segen der Behörden hatten!
Auch die Raketenexperimente von Zingst sind sehr bemerkenswert, waren sie doch die einzigen derartigen Experimente, die Ende der 80er/ Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland durchgeführt wurden.
Sie zeigen, dass es auch heute noch in einen so dicht besiedelten Land wie Deutschland prinzipiell möglich ist, Forschungsraketen zu starten.
Es handelt sich bei diesen Raketenstarts um eine der wenigen Techniken, die Gesamtdeutschland von der ehemaligen DDR hätte mit Vorteilen gewinnen können!
Schade, dass man von den Zingster Raketensondierungen zu Beginn der 90er Jahre –zumindest in der Süddeutschen Presse- so gut wie nichts erfuhr.
Man muß sich echt fragen: ist die zivile Raketentechnik heutzutage für die breite Masse so langweilig?
Harald

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Beitrag 9549 [Alter Beitrag30. Januar 2002 um 20:36]

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Im Juli 2000 war ich in Peenemünde und sah mir das an, was dort noch vorhanden ist. Am Ortseingang steht auf der linken Seite die Ruine des Sauerstoffwerks. (Die Sowjetarmee hat natürlich versucht dieses Gebäude 1948, wie die meisten anderen Bauten in Peenemünde auch, zu sprengen, aber wegen der Nähe zum Ort war dieses Vorhaben doch nicht durchführbar. Mit welcher Gewalt man bei den Sprengungen vorging zeigen meine Bilder von den Überresten des Prüfstands VII)

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Beitrag 9550 [Alter Beitrag30. Januar 2002 um 20:38]

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Heute wachsen im Innern des ehemaligen Peenemünder Sauerstoffwerks Gras

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Beitrag 9551 [Alter Beitrag30. Januar 2002 um 20:39]

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und Bäume. Irgendwie hat diese Ruine einen gewissen Touch von "Endzeitstimmung"

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Beitrag 9552 [Alter Beitrag30. Januar 2002 um 20:44]

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In Peenemünde befindet sich in der Bunkerwarte und dem Kraftwerksgelände das "Historisch - Technische Informationszentrum", in dem man viel interessante Objekte betrachten kann, wie einen 1 : 1 Nachbau der A4, der FI103(V1), aöte Rechenmaschinen, Jagdflugzeuge aus NVA - Zeiten, Gerätschaften, die in Peenemünde verwendet wurden, usw.
Das Kraftwerksgebäude ist inzwischen auch Teil des Museums.

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Beitrag 9553 [Alter Beitrag30. Januar 2002 um 20:46]

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Prunkstück des "Historisch - Technischen Informationszentrums" ist natürlich der Nachbau (kein Original, obwohl Originalteile verwendet wurden. Ein Original steht im Deutschen Museum in München) der A4 - Rakete im Maßstab 1 : 1.
Ob sich wohl auch bald jemand dran macht, ein solches Modell in flugfähiger Ausführung zu bauen?

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Beitrag 9554 [Alter Beitrag30. Januar 2002 um 20:49]

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Auch ein Nachbau der FI103 (V1) ist vorhanden

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Beitrag 9555 [Alter Beitrag30. Januar 2002 um 20:50]

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Aber auch sehr interessante Originalteile, wie dieser Sauerstofftank einer A4, den ein österreichischer Landwirt als Silo benutzte!

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