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Juerg

SP-Schnüffler

Juerg

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Beitrag 39334 [Alter Beitrag14. November 2003 um 20:28]

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letzter Versuch, nr. 5! Wenn das nicht klappt und nachher nichts dasteht: Sorry, ich habe mich bemüht...
Juerg

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Beitrag 39335 [Alter Beitrag14. November 2003 um 20:53]

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Zitat:
Jürg ist ein Verfechter der Praxis, den Vorfallschirm bei HPR-Raketen aus der Spitze auswerfen zu lassen.


GAAANZ falsch verstanden/zitiert! HPR Raketen sollte man so trennen, dass dabei auf jeden Fall die Fähigkeit stabil zu fliegen zerstört wird. In der Regel trennt man HPR daher in der Mitte.
Heck- und Seitenausstoss haben den grossen Nachteil dass die Rakete flugstabil bleibt. Geht irgend was mit dem Bergungssystem schief so hat man ein zig kg schweres Geschoss, welches irgendwo mit mehreren hundert km/h einschlägt. Und genau DAS unter allen Umständen zu vermeiden muss das absolut erste Ziel sein. Daher finde ich nur Systeme gut, welche einen ballistischen Absturz ausschliessen.
Zitat:
Casus cnacktus war, das Du, Jürg, meinst, wenn der Vorfallschirm seitlich kommt, würde die Knickbelastung des Rumpfes unerträgliche Maße annehmen


Nein, ich sagte, dass die Struktur des Rumpfes unnötig geschwächt wird und dann ausgerechnet an dieser Stelle im dümmsten Fall massive Kräfte im Tonnenbereich eingeleitet werden. (wenn die Rakete bei einer Restgeschwindigkeit von 250km/h einen angenommenen Drogue-Schirm auswirft)
Und selbst wenn die Kräfte ausgehalten werden (man kann ja den Rumpf innen verstärken, was zwar unnötiges Gewicht aber die gewünschte Festigkeit bringt) so wird der Fallschirm dies wahrscheinlich nur als Fetzen überleben, womit wir wieder beim ballistischen Geschoss wären.
Bei Mittentrennung hat man im gleichen Fall auch einen zerfetzten Schirm, vermutlich ein paar Zipperschäden, vor allem aber eine Rakete welche relativ langsam, quer zur Luft runtertaumelt und dann sicher vom Hauptschirm aufgefangen wird. Aus diesem Grunde halte ich primär nichts vom Seitenauswurf.
Zitat:
Die Rakete verharrt in ihrer stabilen Fluglage und wird von Anfang an komplett in Längsrichtung abgebremst. Es treten KEINE Knickbelastungen auf!


FAST! würde dazu mein alter Physiklehrer sagen wink
Geh nochmal die Krafteinleitung durch! Der Fallschirm kann Kräfte nur LAENGS seiner Leine übertregen. Ein Teil geht sicher als Reibung an der Knickstelle am Rumpf rüber, der Grossteil aber als Zug auf die Verankerung, und dieser Zug ist nun mal radial.
Zitat:
Jedoch, Jürg, unser Erstflug von Siggis VISION3 hat Siggi und mich in unserer Vision derart bestätigt, daß wir nun den seitlichen Ausstoß des Vorfallschirms zwischen SP und Heck als die optimale Lösung ansehen!


Da bin ich entschieden anderer Meinung, wie oben dargelegt:
- Unnötige Schwächung des Rumpfes
- Knickbelastung
- ungenügende "Robustheit" gegen den GAU (= ballistischer Absturz)
Natürlich: Man kann eine Rakete so bergen, und solange der Flug ideal verläuft ist das sicher eine schöne Art zu bergen, aber die Methode ist inherent riskant.
Ein weiteres Problem kommt spätestens dann, wenn die Rakete mit einem "bösen" Motor geflogen wird und in den Bereich der Schallmauer kommt. Dann dürfte es nicht ganz einfach sein den Deckel mit Schirm dort zu behalten wo er bleiben soll, im dümmsten Fall wird er durch die Druckwelle einfach weggerissen oder der Rumpf versagt an dieser Schwachstelle.

Nein, du kannst mich nicht überzeugenwink. Aus meiner Sicht sehe ich keine entscheidende Vorteile aber massive Nachteile im Sicherheitsbereich und darum werde ich diese Variante persönlich nie gut finden.

Fröhliches Diskutieren!

Jürg
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Beitrag 39336 [Alter Beitrag14. November 2003 um 20:54]

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wow, ich glaubs nicht, ich habs geschafft...
Bitte bitte lieber Forumsadmin, tu was mit Deiner Software....
Eberhard

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Eberhard

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Beitrag 39337 [Alter Beitrag14. November 2003 um 21:50]

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Also, man kann durchaus unterschiedliche Ansätze zur Auslegung eines Bergesystems haben.

Aber die Aussage von Jürg:

" HPR Raketen sollte man so trennen, dass dabei auf jeden Fall die Fähigkeit stabil zu fliegen zerstört wird. In der Regel trennt man HPR daher in der Mitte.
Heck- und Seitenausstoss haben den grossen Nachteil dass die Rakete flugstabil bleibt. Geht irgend was mit dem Bergungssystem schief so hat man ein zig kg schweres Geschoss, welches irgendwo mit mehreren hundert km/h einschlägt. Und genau DAS unter allen Umständen zu vermeiden muss das absolut erste Ziel sein. Daher finde ich nur Systeme gut, welche einen ballistischen Absturz ausschliessen"

ist für mich mehr als einleuchtend.

Herzliche Grüsse

Eberhard
Hendrik

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Hendrik

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Beitrag 39421 [Alter Beitrag17. November 2003 um 11:19]

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Hallo Jürg,

Ok., in dem Punkt muß ich Dir Recht geben. Ein Mittentrenner hat nach der Trennung nicht mehr die aerodynamische Stabilität.

Hier habe ich ein Quentchen Eitelkeit...wink

Ich finde Flugzeugmodelle (Hochdecker), deren Tragflächen mit etlichen Gummis am Rumpf festgespannt werden, ziemlich unästetisch.

Ebenso habe ich Mittentrenner "lieben" gelernt.
Ich finde es echt blöd, wenn ein Raketenfreund zu mir kommt und sich eine Rakete anschaut, hochhebt, und dabei in zwei Teile zerfällt. Ebenso die dann üblich Warnmeldung, wenn er anfängt die Rakete hochzuheben... : "Paß auf, Du mußt tiefer anfassen, sonst fällt sie auseinander..."

Eine Rakete muß für mich ein Ganzes sein!
Wenn ich eine Rakete horizontal trage, dann soll sie nicht am Kuppler abknicken. Eine Rakete muß in meinem Augen ein festes Ganzes sein, was kompaktes! Okok, Jürg, Du magst diese "Eitelkeit" als Sicherheitsmanko ansehen, ich kann jedoch nicht anders.

Zitat:
Nein, ich sagte, dass die Struktur des Rumpfes unnötig geschwächt


Dem kann man vorbeugen!

Zitat:
(wenn die Rakete bei einer Restgeschwindigkeit von 250km/h einen angenommenen Drogue-Schirm auswirft) Und selbst wenn die Kräfte ausgehalten werden (man kann ja den Rumpf innen verstärken, was zwar unnötiges Gewicht aber die gewünschte Festigkeit bringt) so wird der Fallschirm dies wahrscheinlich nur als Fetzen überleben, womit wir wieder beim ballistischen Geschoss wären.




hmmmm, hier bist Du nicht konsistent!
Wenn die Rakete schnell ist, sagen wir 250 km/h, und der Drogue-Schirm nicht diesen Belastungen gewachsen ist, dann ist es dem Schirm egal, ob er aus der Mitte oder aus der Spitze kommt. Er würde zerreißen! Richtig, beim Mittentrenner kommt die Rakete dann mit 150 km/h runter und verbeult ein Auto, eine Rakete ohne Spitze hingegen kommt mit 250 km/h runter und würde ein Loch ins Auto machen.
Unabhängig davon, Jürg, beide Raketen auf einem Kopf eines Zuschauers hätten die gleichen fatalen Folgen. Da wäre es dem Kopf egal. Wenn man eiskalt und realistisch die Folgen abschätzt, dann sind die Folgen von 5 kg Rakete bei 150 km/h oder 250 km/h doch beide durchschlagend...!

Wenn ich jetzt ein Pixelspürhund wäre, dann könnte ich auch noch argumentieren, daß eine horizontal herunter fallende Rakete eine um ein Vielfaches größere Trefferfläche hätte und damit die Wahrscheinlichkeit fataler Folgen steigt. Ebenso wäre die Windabdrift bei einem Mittentrenner größer, so daß die Wahrscheinlichkeit steigt, daß diese Rakete nicht mehr im Sicherheitsbereich niedergeht...! Anders beim Herunterfallen eines aerodynamisch stabilen Flugkörpers. Die "Trefferfläche" ist wesentlich geringer und die Windabdrift kleiner, so daß die Rakete höchstwahrscheinlich im menschenleeren Sicherheitsbereich "landet". Dies ist aber reine Spekulation!

Zitat:
Bei Mittentrennung hat man im gleichen Fall auch einen zerfetzten Schirm, vermutlich ein paar Zipperschäden, vor allem aber eine Rakete welche relativ langsam, quer zur Luft runtertaumelt und dann sicher vom Hauptschirm aufgefangen wird.



Relativ langsam ist relativ. Abgeschätzt 150 km/h, bei diversen Videos verifiziert, halte ich nicht mehr für schmeichelnd "relativ" langsam, denn die darin steckende Energie wäre im fatalen Falle "ausreichend"...! Ok, beschränken wir uns darauf, sie käme wesentlich langsamer runter als eine aerodynamische Rakete, jedoch, wenn man die Folgen abschätzt, käme man auf den gleichen Nenner!

Zitat:
Geh nochmal die Krafteinleitung durch! Der Fallschirm kann Kräfte nur LAENGS seiner Leine übertregen. Ein Teil geht sicher als Reibung an der Knickstelle am Rumpf rüber, der Grossteil aber als Zug auf die Verankerung, und dieser Zug ist nun mal radial.



Jaaaa, Pixelspürhund!big grin Natürlich ist ein kleiner Radialteil dabei, dies bleibt nicht aus! Da jedoch die Rakete in Flugrichtung verharrt, ist dieser wahrlich beherrschbar klein! Schlimmer wäre es, wenn die Rakete sich bei 250 km/h quer zu Wind legen würde und dann alle Fallschirmkräfte zu 100% einen Knickanteil in den Rumpf einleiten würden! Da die Rakete sich jedoch NICHT um diese 180° dreht, bleibt lediglich der Rumpfradius als Manko stehen. Und dies ist durch 2 stabile Ringspanten wirklich einfach zu beherrschen.

Zitat:
im dümmsten Fall massive Kräfte im Tonnenbereich eingeleitet werden. (wenn die Rakete bei einer Restgeschwindigkeit von 250km/h einen angenommenen Drogue-Schirm auswirft)



Joht, Tonnenbereich ist wenig hoch gegriffen! Gehe ich mal konkret auf meine Sky´s Spirit ein, also eine Größenordnung, wo die meisten Raketenmodelle vom Gewicht drunter bleiben dürften.

Mein Vorfallschirm ist auf eine Sinkgeschwindigkeit von ca. 15-17 m/s berechnet. Das macht bei 250 km/h runde 346 kg reine Zugkraft. Wenn man ungeschickt ist, wählt man als drogue eine Rundkappe und kommt auf einen Öffnungsschock von 550 kg, wenn man mathematisch an die Sache herangeht, dann bastelt man sich einen cross chute als drogue und bleibt bei ca. 380 kg Öffnungsschock stehen. Dies alles bei 250 km/h. Tonnenbereich ist hierbei ein wenig zu hoch gegriffen! 99% der Raketen bleibt weiiiit unter dem M-Power Bereich mit den entsprechenden Startgewichten. Daher wird die Belastung bei den anderen Raketen, wie z.B. I-Raketen (Ernst Maurer mit seitlichen Auswurf) noch WESENTLICH geringer ausfallen!

Zitat:
- Unnötige Schwächung des Rumpfes


Hält sich in Grenzen und ist beherrschbar!

Zitat:
- Knickbelastung


Durch Verharren in Fluglage wird der übrig bleibende Knickeinfluß durch den Rumpfradius ebenfalls nahezu vernachlässigber klein. OK., stabil muß die Fallschirmkammer allemal sein!

Zitat:
- ungenügende "Robustheit" gegen den GAU (= ballistischer Absturz)


Ob nun Mittentrenner oder Kopftrenner, beide Raketen ohne drogue wären kaputt!
Und welches Absturzszenario nun für einen Zuschauer außerhalb des Sicherheitsbereiches nun gefährlicher ist, bleibt Spekulation.
Ein Mittentrenner kommt langsamer runter, jedoch immer noch schnell genug für fatale Schäden an getroffenen Menschen, treibt weiter ab, könnte eher den Sicherheitsbereich verlassen und hat eine größere Trefferfläche...
Ein Kopftrenner kommt schneller runter, schnell genug für fatale Schäden an getroffenen Menschen, treibt definitiv nicht so weit ab, könnte eher im Sicherheitsbereich bleiben und hat eine geringere Trefferfläche...

Dabei haben wir die geflogene Parabel am Gipfelpunkt noch gar nicht betrachtet....

Startet man einen Kopftrenner oder eine Rakete mit seitlichem drogue-Ausstoß-Fehler mit einem kleinen Winkel von den Zuschauern weg (wie man es IMMER machen sollte), so wird durch den Parabelflug NIEMALS ein Zuschauer getroffen, da durch den Wind die Rakete NIEMALS so weit zu den Zuschauern zurückgetrieben werden KANN!

Also, reine Sicherheitsüberlegungen, also eine reine Gefahrenabschätzung für Zuschauer, dürfte nach meinen Überlegungen zu keinem klaren Ergebnis kommen, welche drouge-Methode nun für den Zuschauer mehr oder weniger Risiko bedeutet. Und um dies geht es ja letztlich: Die Sicherheit der Zuschauer!
Die Konstruktion der Rakete ist bei beiden Methoden sehr unterschiedlich, ja! Jedoch denke ich, ist das Gefahrenpotential für Zuschauer bei beiden Methoden eher gleich! Und konstruktiv ist die Sache zu beherrschen, daß hat der Tests vor wenigen Tagen ja dank Siggis VISION3 ergeben.

Viele Grüße,

Hendrik

PS.: Bekehren zu der Methode, Jürg, wollte und will ich Dich nicht. Ich möchte Dir nur eher aufzeigen, daß auch andere Techniken durchaus realisierbar sind! Wie wäre es denn, wenn wir nur noch TRA-Standard-Raketen, Standard-Konstruktionen und Standard- Schlagmichtot hätten? Doch recht langweilig, oder?
Daher finde ich diese technischen Diskussionen und diese Techniken in ihrer Realisierung im Raketenmodellbau ja so hochinteressant! Aber..., vielleicht testest Du die Methode ja auch mal später aus...bekommst mal wieder erneutes und andersartiges Herzklopfen beim Start, weil DIESMAL die Rakete anders ausgelegt ist...big grin

SOL-2

Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer.
Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.

Wernher von Braun (1912 - 1977), deutsch-US-amerikanischer Raketenforscher

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Neil

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Neil

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Beitrag 39425 [Alter Beitrag17. November 2003 um 13:05]

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Hi,

ich habe in der Flame of Oer zwei Fallschirmkammern gebaut die seidlich den Schirm ausgestoßen haben. Der Rumpf hatte einen Durchmesser von ca. 54mm und die Kammer 40mm. Es war also schon ein recht großes Loch. Die Deckel hatte ich einzig durch einklemmen und mit einem kleinen Streifen Klebeband fixiert. Diese hielten auch bei einem Flug mit ca. 360km/h.
Dei Argumentation das ein Mittentrenner sicherer ist weil er icht mehr stabil fliegen kann, beruht auf ein paar ganz spezielle Fälle. So muss die Trennung erfoglreich gewesen sein, aber der Schirm nicht aufgegangern sein. Bei allen anderen Fällen kann es auch dazu führen, das sich Teile wie Geschosse verhalten. Nur als Beispiel sei erwähnt, das neben dem Schirm auch die Spitze abreißen kann. Wie verhält die sich ohne das Heck? Ich glaube nicht das diese taumeln wird.
Bei einem Mittentrenner muss der Drag nach Brennschluß mit Schearpins(?), also Trennbolzen, abgefangen werden, weil sonst die Trennung direkt nach Brennschluss stattfinden sollte. Das Problem denke ich, ist gleich zu setzen mit dem Problem das der Deckel der Kammer nicht an seinem Platz bleibt. Beide Probleme lassen sich auf gleiche Weise lösen.
Das Problem das durch die Kammeröffnung der Rumpf in seiner Strukur gestört ist sehe ich auch als groß an. Ein Rohr mag es einfach nicht wenn man da Löcher rein macht. Genau wirken aber auch TTW Flossen. Es war hier vor kurzem der Fall, das der Rumpf direkt an einer Flosse eingeknickt ist. Diese war nur 1mm länger als die anderen, aber das hat schon gereicht das der Rumpf versagt hat. Ich sehe es aber als Pflicht an, das der Konstrukteur einer High Power Rakete sich gedanken über die Statik macht. Gleiches muss er doch auch bei einer mittentrenner Lösung machen. Was passiert wenn ein M-Motor einen nicht sauber gebauten Mittentrenner anschiebt? Es kann passieren, das er am Kuppler knickt. Der Kuppler Ring muss sehr stabil ausgelegt werden, damit sich das Schockband nicht durch die Wand arbeitet.

So als Fazit möchte ich gerne sagen, das ein Mittentrenner sicher sein kann wenn er taumelnt zu Boden geht, doch sollte man bei so einem Projekt auf diese Sicherheit nicht setzen. Da finde ich es eher vernünftiger die Rakete so zu starten das sie kontrolliert in einem freien Gelände einschlagen kann.

Gruß

Neil

Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu.


Juerg

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Juerg

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Beitrag 39427 [Alter Beitrag17. November 2003 um 13:31]

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Hi Hendrik

Zitat:
Ich finde es echt blöd, wenn ein Raketenfreund zu mir kommt und sich eine Rakete anschaut, hochhebt, und dabei in zwei Teile zerfällt.


Wir sprechen hier von HPR?! Erstens mal hebt man die nicht einfach mal hoch (sonst gibts einen Satz heisse Ohren) und zweitens wäre die Kopplung nicht OK (zu viel Spiel), wenn die Rakete dann einfach auseinanderfallen würde. Kein wirklich stichhaltiges Argument in meinen Augen.

Natürlich kann man Strukturschwächungen intern durch Verstrebungen wieder aufheben, aber optimal ist das sicher nicht. (Wir suchen ja das Optimum)

Zitat:
eine Rakete ohne Spitze hingegen kommt mit 250 km/h runter und würde ein Loch ins Auto machen.


Da vertust Du Dich aber gewaltig in den Grössenordnungen. Eine taumelnde Rakete erreicht niemals 150km/h (typisch sind 15-25m/s = 50-80km/h, das sind Messwerte!), dafür ist eine ballistisch abstürzende Rakete weit schneller als 250km/h!

Wenn nun der Hauptschirm ausgestossen wird,nachdem der Drogue aus irgendwelchen Gründen versagt hat, dann passiert im Fall der taumelnden Rakete gar nichts böses, nämlich der Hauptschirm fängt sie problemlos ab!
Im Falle der ballistisch stürzenden Rakete hat der Schirm aber KEINERLEI Chance noch etwas am Einschlag zu ändern! <b>Hier ist der gewaltige Unterschied zwischen den Systemen, und diesen lässt sich nicht wegdiskutieren!</b>

Zitat:
eine horizontal herunter fallende Rakete eine um ein Vielfaches größere Trefferfläche hätte und damit die Wahrscheinlichkeit fataler Folgen steigt.


Du willst damit sagen, dass der ballistische Absturz vorzuziehen sei? Hendrik, bei aller Selbstverteidigung, das kann nicht Dein Ernst sein! Nicht die "Einschlagsfläche" ist wichtig, sondern die Zeit die einem Zuschauer zum ausweichen bleibt, und da ist klar welcher Modus vorzuziehen ist.
Abgesehen davon, die taumelnde Rakete, wird wie oben beschrieben, gar nicht erst einschlagen, sondern vom Hauptschirm gerettet!

Zitat:
Natürlich ist ein kleiner Radialteil dabei, dies bleibt nicht aus!


Nein, es ist kein kleiner Anteil sondern ein ziemlich bedeutender! Leider schwer zu quantifizieren, weil die Umleitung der Seilkraft über die Kante schwer mit einem Reibbeiwert zu versehen ist und zudem Oszillation mit im Spiel ist. Aber dies ist die geringste meiner Sorgen in diesem Zusammenhang.

Zitat:
Joht, Tonnenbereich ist wenig hoch gegriffen! Gehe ich mal konkret auf meine Sky´s Spirit ein


Es gibt grössere Raketen als die Sky's Spirit, ich sprach von "bis in den Tonnenbereich" und meinte das ganz allgemein. Auch wenn's "nur" 4000N sind, das muss konstruktiv auch erst beherrscht sein! (Und der Fallschirm muss das erst mitmachen)

Zitat:
Ob nun Mittentrenner oder Kopftrenner, beide Raketen ohne drogue wären kaputt


Falsch! Nochmal, der Mittentrenner kommt langsam genug runter um normal am Hauptschirm gebrogen zu werden.

Zitat:
Startet man einen Kopftrenner oder eine Rakete mit seitlichem drogue-Ausstoß-Fehler mit einem kleinen Winkel von den Zuschauern weg (wie man es IMMER machen sollte), so wird durch den Parabelflug NIEMALS ein Zuschauer getroffen, da durch den Wind die Rakete NIEMALS so weit zu den Zuschauern zurückgetrieben werden KANN!


- wenn die Rakete ganz genau in der Achse der Rampe startet (selten gesehen)
- wenn da kein Höhenwind ist, welcher dafür sorgt dass die Rakete plötzlich doch noch über die Zuschauer geht
- usw.
Hendrik, Sicherheitsmängel kann man nicht wegdiskutieren indem man sagt "das passiert gar nicht". Wo etwas passieren kann muss man damit rechnen, dass das früher oder später auch eintrifft.

Zitat:
Jedoch denke ich, ist das Gefahrenpotential für Zuschauer bei beiden Methoden eher gleich!


GANZ FALSCH!
Nochmal: Bei Mittentrennung passiert erst mal gar nichts schlimmes wenn der Drogue nicht funktioniert: Die Rakete kommt höchstens etwas schneller runter als vorgesehen (oft lässt man den Drogue ja auch gleich weg) und wird vom Hauptschirm gefangen und weich gelandet.
Bei Seiten- oder Heckausstoss, wenn also die Fähigkeit der Rakete stabil zu fliegen erhalten bleibt, kommt die Rakete ballistisch runter und selbst wenn der Hauptschirm noch ausgestossen wird so wird dieser entweder gar nicht erst Zeit haben sich zu entfalten oder aber einfach abgerissen. Das Resultat ist gleich: Ballistischer Einschlag, lebensgefährlich.

Findest Du nicht, dass das doch zwei grundsätzlich unterschiedliche Verhalten sind?

Zitat:
bekommst mal wieder erneutes und andersartiges Herzklopfen beim Start, weil DIESMAL die Rakete anders ausgelegt ist


Ich hätte Herzklopfen weil ich beunruhigt wäre, und daher werde ich es gleich von Anfang an bleiben lassen.
Wie gesagt, die Argumente sind klar: Fallschirmausstoss am Gipfelpunkt ohne gleichzeitig die Aerodynamik zu zerstören ist potentiell gefährlich weil ein Absturz droht wenn der Fallschirm nicht funktioniert.
Warum soll man dieses Risiko eingehen (und vor allem andere diesem Risiko aussetzen) wenn es nicht nötig ist und keinen Vorteil bringt?


Du wirst mich nicht überzeugen können weil diese sachlichen Argumente einfach feststehen.
Das heisst nun nicht, dass man Seitenausstoss nicht fliegen kann ( http://www.argoshpr.ch/Images/ALRS4_20030920_Jan/124-2410_IMG.JPG Peter Kronenberg's Aurora, kleines Loch auf der Seite beachten), aber es ist sicher keine optimale Lösung im Sinne der Sicherheit! Und je grösser die Rakete wird, umso gewichtiger wird dieses Thema, im wahrsten Sinne des Wortes!


Gruss


Jürg
Juerg

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Beitrag 39428 [Alter Beitrag17. November 2003 um 14:00]

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Hi Neil

Zitat:
Die Deckel hatte ich einzig durch einklemmen und mit einem kleinen Streifen Klebeband fixiert. Diese hielten auch bei einem Flug mit ca. 360km/h


Und bis zu welcher Geschwindigkeit hält diese Konstruktion SICHER? Reine Glückssache, oder?
Wenn der Fallschirm vorzeitig rauskommt weil der Deckel rausgerissen wird, dann reisst es ihn ab, womit wir wieder beim ballistischen Einschlag wären!


Zitat:
Dei Argumentation das ein Mittentrenner sicherer ist weil er icht mehr stabil fliegen kann, beruht auf ein paar ganz spezielle Fälle. So muss die Trennung erfoglreich gewesen sein


Ja, stimmt, die Trennung muss klappen, aber DAS lässt sich problemlos mit redundanten Trennladungen sicherstellen.

Zitat:
Bei einem Mittentrenner muss der Drag nach Brennschluß mit Schearpins(?), also Trennbolzen, abgefangen werden, weil sonst die Trennung direkt nach Brennschluss stattfinden sollte.


In der Regel stimmt das nicht. Unter sehr speziellen Umständen kann eine Trennung erfolgen, zB wenn die Kopplung locker ist und das Heckteil einen grösseren Durchmesser hat als die Spitze, nicht aber bei einer normalen zylidrischen Rakete.
Aber Du hast Recht, Shearpins gehören eigentlich an jede Trennstelle, damit wird die Sache definier- und kontrollierbar.

Zitat:
Da finde ich es eher vernünftiger die Rakete so zu starten das sie kontrolliert in einem freien Gelände einschlagen kann


Das ist sicher ein ganz wichtiger Punkt welcher leider allzu oft aus Faulheit ("ich will nicht so weit gehen") missachtet wird.
Aber diese Sicherheitsstufe sollte man gar nicht erst beanspruchen müssen, gerade nicht wenn, wie an Flugtagen halt so üblich, Presse und Offizielle als Zuschauer anwesend sind!

Gruss

Jürg
Hendrik

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Beitrag 39431 [Alter Beitrag17. November 2003 um 16:11]

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Zitat:
Original geschrieben von Juerg


Das ist sicher ein ganz wichtiger Punkt welcher leider allzu oft aus Faulheit ("ich will nicht so weit gehen") missachtet wird.
Aber diese Sicherheitsstufe sollte man gar nicht erst beanspruchen müssen, gerade nicht wenn, wie an Flugtagen halt so üblich, Presse und Offizielle als Zuschauer anwesend sind!

Gruss

Jürg




Hallo Jürg,

ja, man sollte diese Sicherheitsstufe nicht beanspruchen müssen, dennoch, vorhanden sollte sie sein...!

Bsp.: Im August stürzte uns bei einer großen Modellflugveranstaltung eine L-Rakete ab. Die Fallschirme waren unterdimensioniert. Sie kam aerodynamisch stabil recht schnell herunter.
Der Startwinkel zeigte von den Zuschauern weg, so daß die Rakete ballistisch, jedoch aber wohlgemerkt kontrolliert im Sicherheitsbereich einige hundert Meter von den Zuschauern entfernt einschlug!

Niemand fragte uns, ob das nicht gefährlich wäre, niemand!
Die die uns fragten, fragten ausnahmslos nach dem Grund des Absturzes und befanden die Richtungsvorgabe und den kontrollierten Absturz sehr gut, nicht in gafferischer Hinsicht und hinsichtlich Sensationsgier, nein, wir sind kontrolliert abgestürzt. Im Gegenteil zu den Modellflugzeugen, welche horizontal Strecke machen, bevor sie einschlagen und dabei in Richtung Zuschauer anfliegen... die Pioten brauchen sich nämlich nur zu versteuern oder der Empfängerakku fällt aus. Dies gibt es bei uns nicht und das fanden sie sehr sehr sicher!

Henni

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Beitrag 39432 [Alter Beitrag17. November 2003 um 16:47]

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Zitat:
Niemand fragte uns, ob das nicht gefährlich wäre, niemand!


... aber gedacht hat es vielleicht der eine oder andere schon!
Machen wir uns nichts vor, nichts geht über eine Landung am Fallschirm, und es muss das wichtigste aller Ziele sein, dies unter allen denkbaren Umständen sicherzustellen.
Auch dann ist immer noch der GAU nicht ausgeschlossen, aber wenigstens hat man dann getan was man konnte!
Sich nur auf die Flugbahn zu verlassen funktioniert nur so lange, wie man relativ bodennah bleibt, bei >1km Flughöhe ist das kein verlässlicher Schutz mehr.
Am ALRS hatte meine Patriot einen Winkel von etwa 4 Grad weg von den Zuschauern, trotzdem ist sie am Ende (zwar seitlich versetzt) hinter den Zuschauern heruntergekommen, Höhenwind sei Dank!

Gruss

Jürg
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