Im Thread „Telemetrie mit LoRa“ habe ich beschrieben, wie LoRa im Raketenbereich zum Einsatz kommen kann, wohlgemerkt LoRa, nicht LoRaWAN.
Das wird dem einen oder anderen zu komplex und zu teuer vorgekommen sein. Auch erfordert die Sprachausgabe einen Lautsprecher, der im freien Feld schon eine gewisse Leistung haben muss.
Daher die Frage: Geht es nicht auch einfacher?
So habe ich überlegt, wie es wäre, wenn man auf die Telemetrie verzichtet und nur die Lokalisierung der Rakete nach der Landung durchführt. Hier das Ergebnis:
Man benötigt einen Prozessor mit LoRa-Modul, der auch eine Anzeige hat. Das wäre wie beim Telemetriesystem der CubeCell AB02 von Heltec. Der soll in einem einfachen Gehäuse untergebracht sein. Die Bedienelemente sind dann dessen Anzeige, ein Ein-/Ausschalter und ein Taster, um die Anforderung der GPS-Koordinaten der Rakete auslösen zu können. Des weiteren wäre noch eine Art von Adressierung sinnvoll, um ggf. mehrere Raketen, die aktuell gesucht werden, unterscheiden zu können. Dazu soll ein Jumperfeld dienen. Eine Antenne ist auch noch anzubringen und ein LiPo-Akku versteht sich ja von selbst.
Siehe da, der Prozessor wird in einer kleinen Schachtel aus PE geliefert, die wir als Gehäuse nutzen können, denn viel Platz braucht man nicht.
Zwar ist die Schachtel durchsichtig, aber auf der Oberseite ist ein Etikett aufgeklebt, was kaum zu entfernen ist. Also umdrehen und Ober- und Unterseite vertauschen.
Wie muss nun die Elektronik in der Rakete aussehen?
Klar, ein Prozessor muss sein, ein LoRa-Transceiver und – separat angeschlossen – ein GPS-Modul. Außerdem noch ein Spannungswandler und die üblichen Bauelemente wie Widerstände, Kondensatoren usw., dazu wie oben ein Jumperfeld für die Adressierung und natürlich ist auch ein LiPo nötig.
Zur Unterscheidung habe ich die Elektronik in der Rakete “LoRa-Tracker“ und die Schachtel mit ihrem Inhalt “LoRa-Locator“ genannt. Wenn jemand bessere Namen hat, bin ich gerne dafür offen.
Hier ist gezeigt, was auf der Anzeige zu sehen ist, im wesentlichen ein Subset des Telemetriesystems:
Wir sehen in der oberen Zeile bei “L:“ die lokale Spannung, hier 4,1 Volt, mit “R:“ die remote Spannung, hier also 3,8 Volt. Nach dem Einschalten kann man also erkennen,
- ob eine Verbindung besteht und
- ob der Akku in der Rakete ausreichend geladen ist (hier nicht der Fall!).
Danach wird die Anzeige der Spannung des Tracker-Akkus nicht mehr aktualisiert – das wäre ja wieder Telemetrie.
In der Zeile darunter sehen wir die auf dem Locator eingestellte ID (also die Adressierung, von der ich oben gesprochen habe), danach wie beim Telemetriesystem RSSI (ein Maß für die Empfangsfeldstärke) und SNR (Signal-/Rauschverhältnis).
Darunter wie gehabt die geographische Breite mit “B:“ und die geographische Länge mit “L:“ gekennzeichnet. Jetzt sind diese beiden Werte aktualisiert und wir haben einen Fix bekommen:
Außerdem ist die Spannung des Reketenakkus verschwunden. Stattdessen wird ein Wert “HDOP“ angezeigt. Was hat es damit auf sich? HDOP ist die Abkürzung für “Horizontal Dilution Of Position“, ein Maß für die erreichbare Genauigkeit der Positionsbestimmung. Vereinfacht gesagt, hat es etwas damit zu tun, ob je zwei Satelliten mit dem Punkt, an dem sich die Rakete befindet, etwa ein rechtwinkliges Dreieck bilden (gut!) – dann schneiden sich Kreisbögen um die Satelliten etwa im rechten Winkel – oder ob Kreisbögen um die Satelliten am Ort der Rakete schleifende Schnitte haben (schlecht!). Es bleibt dem Leser überlassen, bei Interesse hierzu genauere Informationen einzuholen, etwa bei Wikipedia. Ein niedriger Wert von HDOP ist gut. Ein sehr guter Wert ist 1, Werte von 2 werden als gut angesehen. Es können auch noch bessere Werte unter 1 auftreten.
Nach meiner Erfahrung, die ich mit verschiedenen GPS-Modulen und dem Testprogramm u-center von U-Blox gemacht habe, dauert es eine Weile, bis der GPS-Empfänger genügend Satelliten “sieht“ (bei mir im Haus – also erschwerte Bedingungen – einige Minuten) und sich ein guter Wert für HDOP einstellt. Daher kann die Beobachtung des HDOP-Wertes dazu dienen, den frühest sinnvollen Zeitpunkt für einen Raketenstart zu bestimmen. - Natürlich kann der Wert auch wieder steigen, meist aber nicht sehr stark. Da die Tracker-Elektronik keinen barometrischen Höhenmesser hat, weiß sie nicht, wann die Rakete tatsächlich gestartet wurde. Sie sendet daher munter weitere Werte von HDOP.
Links neben der Anzeige des Locators ist eine lichtstarke LED. Sie zeigt durch einen kurzen Blink-Impuls (Farbe: grün) an, wenn etwas empfangen wurde. Drückt man nun am Locator die Taste, so wird an den Tracker die Anforderung einer Position gesendet, erkennbar auch dadurch, dass die LED kurz rot leuchtet. Diese LED ist sehr hilfreich, denn wegen der Anforderung an den einzuhaltenden “duty cycle“ erfolgt ein Senden nicht immer sofort, sondern ggf. verzögert. Nach dem Senden eines Pakets gibt es bei unseren Paketlängen eine einzuhaltende Wartezeit in der Größenordnung von etwa 3 bis 4 Sekunden.
Wie kann man also in der Praxis vorgehen? Man hat nach dem Flug (hoffentlich) die Rakete landen sehen und weiß daher die Richtung, in die man gehen muss. Entweder man hat noch Kontakt zur Rakete – erkennbar daran, dass von dort weitere HDOP-Werte gesendet werden (LED grün blinkend in regelmäßigem Abstand): Dann kann man durch Druck auf den Taster eine Position anfordern. Das kommt bei bestehender Verbindung durch, da die Antwort darauf mit höherer Priorität behandelt wird als das Senden der HDOP-Werte. Oder man hat keinen Kontakt mehr zur Rakete, also kein regelmäßiges grünes Blinken: Dann kann man bei weiterer Annäherung erneut eine Position anfordern, diese dann ins Smartphone eingeben und navigieren.
Was sind die Vorteile?
Im Prinzip läuft das ja ähnlich ab wie bei einem GPS-Tracker mit Mobilfunkverbindung.
Nur sind wir hier nicht auf den Mobilfunk angewiesen:
- keine SIM-Karte in der Rakete nötig
- und kein Abo
- natürlich auch kein Mobilfunkempfang nötig – daher machen wir LoRa und nicht LoRaWAN!
Was die Bedienung angeht:
Beim LoRa-Locator/-Tracker:
Taster drücken reicht. Position vom Display in die Navigations-App auf dem Smartphone eintragen
Beim GPS-Tracker:
- (ggf. vorgefertigte) SMS an den Tracker in der Rakete schicken und als SMS empfangene Position in die Navigations-App kopieren
- oder laufend Positionen in der Karte angezeigt bekommen (Kosten?)
Kleiner Wermutstropfen: Die Anzeige des Locators ist im hellen Sonnenlicht schwer ablesbar, wie sich gezeigt hat. Man muss das Display abschatten, um eine Position auslesen zu können.
Wie ist der aktuelle Stand? Bisher konnte ich die Software gut testen mit einem Breadboard-Aufbau (Locator) bzw. vorhandener Hardware aus dem Telemetriesystem. Jetzt warte ich auf Platinen.
Ach so: Interessant ist ja die Frage, wie sich das mit dem Telemetriesystem (RATTLE) verträgt oder ob es da Konflikte geben kann. Davon später mehr.
Gruß Achim
Geändert von AchimO am 04. Dezember 2023 um 16:53