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Yossarian
Muffenschrumpf-Azubi Registriert seit: Jul 2012 Wohnort: Verein: Beiträge: 69 Status: Offline |
Beitrag 7649225
, Projekt sub50g - alias die Maus
[10. März 2021 um 00:07]
Da hier (wieder mal) nicht viel los ist, pepp ich das Forum mal mit einer kleinen Neubauserie auf. Die Wenigen die noch nicht zu fb und insta abgewandert sind, wird es vielleicht erfreuen.
Nach meinem Rückfall in die Wara-Welt Anfang des Jahres habe ich schon viele schöne Flüge und begeisterte Zuschauer gehabt. Vor allem meine Tochter, die jetzt grad 6 geworden ist. Wie das dann so ist, schleicht man dann bald wieder durch die Getränkeabteilungen, wo mein Blick auf diese Flaschen fiel: Schön grade und mit 600 mL ordentlich Volumen. Nebenbei auch noch 100% Recycling-Material - mal sehen, ob das so gut ist, wie frisch aus Erdöl gepresst. Da meine beiden alten Raketen doch eher schwer ausgefallen sind kam mir die Idee hiermit eine Leichtbaurakete herzustellen. Ziel war eigentlich < 100 g. Aber dann wäre ich bei 2.5 L Volumen geblieben, was ich langweilig fand, da meine Terri-Rakete dieses Format schon hat. Also ist der Plan nun, das Gesamtgewicht bei unter 50 g pro Liter Volumen zu halten. Mit 25 g/0.6 L Flasche könnte das vielleicht hinkommen. Ob das Druck aushält is ne andere Frage - das sehen wir dann später. Als nächstes steht also ein Flaschen-Sprengtest auf dem Programm. Geplant für morgen. |
Yossarian
Muffenschrumpf-Azubi Registriert seit: Jul 2012 Wohnort: Verein: Beiträge: 69 Status: Offline |
Beitrag 7649231
, Drucktest - gescheitert!
[10. März 2021 um 20:35]
Nun hab ich den Drucktest gemacht. Mein Kollege bestand darauf, daß ohne Wasser zu machen - aber mit Brille und Ohrschützer.
Es war ein voller Fehlschlag! Die vorherigen Wetten waren: Explosion bei 10 bar, 7 bar oder 6 bar (letzteres meine Schätzung). Am Ende stand es 1:0 - für die billige, dünnwandige Einwegflasche aus Recycling-Plastik. Auch mit 12 BAR weigerte sie sich zu platzen. bis 11 bar war nicht mal eine deutliche Verformung erkennbar. Erst danach hat sie sich um ca 1 cm im Durchmesser gedehnt. Siehe Vergleichsbild: Dann ist irgendwas an der Rampe undicht geworden und wir haben abgebrochen. Reicht mir eh - die Rakete soll mit maximal 7 bar fliegen. In den nächsten Tagen dann: Der Drucktank. |
Yossarian
Muffenschrumpf-Azubi Registriert seit: Jul 2012 Wohnort: Verein: Beiträge: 69 Status: Offline |
Beitrag 7649275
, Drucktank fertig
[17. März 2021 um 20:43]
So, nach ein paar Abenden mit schneiden, schleifen, kleben ist der Hauptteil fertig: Der Drucktank. Da ich möglichst leicht bauen will habe ich mich für AST entschieden. Aus 8 Flaschen werden so mit ungefähr 3 cm Muffenbereich insgesamt knapp 3.9 L Volumen bei 118 cm Länge.
Das sieht dann in fertig so aus: Ein paar Beobachtungen: - Die Flaschen passen auch ohne Schrumpfung ineinander. Wenn man beim Schneiden ein bisschen von der Verjüngung oben stehenlässt, gehen sie auch perfekt zusammen - beim Zusammenschieben mit Kleber muss man aber gut aufpassen, daß dünne Material neigt zum einknicken nach innen. - Da ich nu auch mal gelesen hab, was auf der Klebertube steht, hab ich mir ein kleines Hilfswerkzeug gebastelt: Dazu noch einen Styroporkern, der vor dem Zusammenkleben eingesteckt wird. Mit der Schelle kann man dann genau auf der Klebestelle die Flaschen zusammenpressen. Dabei muss man aber aufpassen: Zuviel Druck führt auch zu Beulen, weil die Schelle etwas einknickt. Außerdem artete daß in eine Fettschmiererei aus, weil ich die Schelle und den Styroporkern natürlich gut mit Vaseline eingecremt habe, damit er nicht mit dem PU-Leim eine innige Verbindung eingeht. Warum habe ich kein Foto von dem Styroporkern? Nun, für die letzte Flasche musste der natürlich durch den Flaschenhals wieder rauskommen und das ging nur, in dem ich ihn in kleine Bröckchen zerbröselt habe. Ziemliche sauerei, aber wofür gibts Staubsauger. Für den PU-Kleber gilt nämlich das gleiche, wie für so viele Kleber: Entscheidend ist nicht die Dauer sondern die Höhe das Anpressdrucks. Obendrein quillt der PU-Leim ein bisschen auf und für die Zeit muss man verhindern, daß er den Spalt zwischen den Flaschen auseinanderdrückt. Nun sind die Verklebungen schon einige Zeit ausgehärtet, so daß ich dann wohl bald mal testen kann, was insgesamt an Druck geht. Die Flaschen sind jedenfall fantastisch. Sollte es Probleme geben, kann ich die Klebestellen immer noch mit Außenmuffen verstärken, ohne daß es zu schwer wird. Gesamtgewicht des fertigen Drucktanks: 124 g Damit bin ich sehr zufrieden. |
Bäckchen
rauchender Poseidon Registriert seit: Jun 2004 Wohnort: Nähe NE Verein: Beiträge: 2527 Status: Offline |
Beitrag 7649304
[24. März 2021 um 20:39]
Gut gelöst, ich bin gespannt wie es weiter geht.
gruß Andreas In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders !? |
Yossarian
Muffenschrumpf-Azubi Registriert seit: Jul 2012 Wohnort: Verein: Beiträge: 69 Status: Offline |
Beitrag 7649321
, Maus - es geht weiter
[26. März 2021 um 16:52]
Heute: Drucktest für die Maus.
Wiederrum wurden meine Erwartungen übertroffen. Beim ersten Versuch war die Düse nicht richtig verschraubt und fing bei 2 Bar an Raketentreibstoff zu verlieren. Also, nochmal richtig festgedreht und dann problemlos bis 8 Bar gepumpt. Für den Erstflug trau ich mir also die avisierten 7 Bar zu. Randbeobachtungen: Beim ersten Aufpumpen auf die nur 2 Bar hat sich der Druckkörper um gut 1 cm in der Länge und etwa 5 mm seitlich ausgedehnt. Die Flaschen sind damit offenbar final verformt, denn beim zweiten Versuch bis 8 Bar gabs nur noch wenig Dehnung. Wenn man genau hinschaut, sieht man das im Video recht gut. Anhang: maus8bartest.avi Ich bin ziemlich sicher, daß es sich lohnt, vor dem Drucktest eine Woche Aushärtezeit für den Kleber abzuwarten. Außerdem kann man mit Wasser nachhelfen, der Kleber härtet ja durch Feuchtigkeit aus und es braucht wohl eine Weile, bis die komplett durch die Klebeschicht durchdiffundiert. Geändert von Yossarian am 26. März 2021 um 16:54 |
Yossarian
Muffenschrumpf-Azubi Registriert seit: Jul 2012 Wohnort: Verein: Beiträge: 69 Status: Offline |
Beitrag 7649339
, Flossen, Finnen, Flügel, Flächen, Leitwerk
[28. März 2021 um 23:50]
Weiter gehts mit dem Leitwerk. Oder Flügel, Finnen, Flossen, Flächen. Keine Ahnung, wie das amtlich heißt. In der "richtigen" Fliegerei wurde mir beigebogen, daß man "Fläche" sagen muss. Und der Propeller muss "Latte" heißen. Die Räder sind ein "Fahrwerk" und statt mit einem Flugzeug zu fliegen, bewegt man sich mit einem Luft"Fahr"zeug durch Lufträume.
Ich bevorzuge es mit einem Flieger in den Himmel aufzusteigen, bevorzugt ohne Propeller (und schon gar nicht mit Latte!) und werde den dringenden Verdacht nicht los, daß sich da im Amtsdeutsch noch eine Menge Ballast aus unseligen deutschen Reichszeiten befindet, wo man ja der Meinung war, daß die Umgangssprache zwecks gedanklicher Hygiene dringend geändert werden muss. Warum fällt mir daß nur grade ein... Aber ich schweife ab: Da ich noch ne Menge Balsaholz rumliegen hab und das auch wunderbar leicht und angenehm zu verarbeiten ist, wurden auch diese Flügel daraus gefertigt. Das macht knapp 3 g pro Flügel (Für Anfänger: Auf die Maserung achten; Die muss nach außen zeigen, sonst sind die Flügel schon beim scharf hinkucken abgebrochen). Danach wird foliert und ich hab mir ein bisschen rote Folie vom Flugplatz geschnorrt. Außerdem habe ich mir eine kleine Plazierungshilfe aus Papier gebastelt, denn der 120°-Winkel für drei Flossen ist nicht so einfach wie ein rechter Winkel. Fürs Ankleben kam dann noch mal meine Schelle zum Einsatz, ergänzt um zwei Holzstückchen. Das ist dann aber leider doch nicht so 100%ig geworden, weil irgendwann verrutscht einem immer was. Ein Flügel hat nun etwas Anstellwinkel und dürfte für gute Rotation sorgen. GGf. kommt noch eine Trimmkante dran. Zum Kleben nehm ich auch hier den PUR-Leim. Hab ich grad zuviel davon und muss weg. Achso, bei der Gelegenheit möchte ich auch erwähnen, daß ich mitnichten über eine qualifizierte Werkstatt verfüge. Nicht mal meine olle Bastelgarage ist mir geblieben, in denen ich meine alten Raketen bauen konnte. Vielmehr passiert das alles neben meinem Arbeitsschreibtisch im Homeoffice. Unter maximaler Lärmvermeidung um die Nerven der Nachbarn zu schonen. Mit dem Endergebnis bin ich aber einigermaßen zufrieden. Es kommt noch eine Verkleidung dazu, die die Flügel zusätzlich stützt und die Aerodynamik am Heck bereinigt. Entweder PET, Styropor oder Papier. Mal sehen, was verarbeitungstechnisch und Gewichtsmäßig funktioniert. Das Gewicht ist nun auf 136 g gestiegen. Ich hab also noch etwa 60 g, die für Spitze, Fallschirmkammer, Timer, Fallschirm, Leinen und Federn reichen müssen, um das Projektziel <50g pro Liter zu erreichen. Bleibt spannend. Geändert von Yossarian am 29. März 2021 um 01:06 |
WRCrash
Wasserträger Registriert seit: Feb 2021 Wohnort: Verein: Beiträge: 20 Status: Offline |
Beitrag 7649341
[29. März 2021 um 07:19]
@Yossarian
sehr schön bisher. Nimm Glasfasergewebe und Epo wenn du welches da hast um das Leitwerk, oder Flügel, Finnen, Flossen, Flächen dran zu verstärken. Mit welchem Kleber arbeitest du zum Flaschenkleben? |
Yossarian
Muffenschrumpf-Azubi Registriert seit: Jul 2012 Wohnort: Verein: Beiträge: 69 Status: Offline |
Beitrag 7649342
[29. März 2021 um 09:52]
@WRCrash
Ja Epoxy und Glasfaser haben wir jede Menge. Wir reparieren ja unsere Flugzeuge größtenteils selbst. In diesem Fall muss ich aber NOCH leichter arbeiten, insbesondere am Raketenheck, denn die Wara´s sind ja prinzipiell Hecklastig und dann müsste ich vorne wieder extra-Gewicht reinpacken und dann geht das Projektziel in die Binsen. Mein Kleber ist PONAL Konstruktion PUR-Kleber. Wird nicht versendet, aber kann man im Baumarkt abholen. |
WRCrash
Wasserträger Registriert seit: Feb 2021 Wohnort: Verein: Beiträge: 20 Status: Offline |
Beitrag 7649343
[29. März 2021 um 10:43]
@Yossarian
ich meine nur nen schmalen Streifen Glasfaser zwischen Flügel und Flasche, vielleicht 10cm x 1,5cm. Bei einer Faser von 80g/m² kommste da mit Epoxy vielleicht für alle 3 Flügel auf 2-3g. Den Kleber gibts wohl bei dem großen Versandhandel mit A. Ich kenne den nun nicht. Wie ist der denn in der Konsistenz? Läuft der stark? Ich habe momentan den Soudal Pro 45P und der tropft schon beim Auftragen weg, da muss man schon ständig drehen. |
AchimO
Poseidon Registriert seit: Jul 2014 Wohnort: Berlin Verein: AGM Beiträge: 1513 Status: Offline |
Beitrag 7649344
[29. März 2021 um 11:46]
Der PUR Ponal Kleber ist traditionell einer der besten für PET. Man muss das PET aber mit Schleifpapier vorher anrauhen. PUR wird allerdings wegen der Gesundheitsschädlichkeit der Dämpfe nicht einfach so im Baumarkt verkauft.
Und man sollte ihm ein paar Tage zum Aushärten Zeit lassen. Luftfeuchtigkeit beschleunigt bzw. begünstigt den Aushärtungsprozess. Gruß Achim laminare necesse est! Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Raketenvereine einem Verband beitreten sollten! |