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Peter

alias James "Pond"


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Peter

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Beitrag 103994 [Alter Beitrag01. September 2006 um 22:19]

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Zitat:
Original geschrieben von Stefan Wimmer
...da war doch noch so ein Herr aus Hermannstadt?? cool


Richtig, und ich würd sogar noch was drauflegen und Tsiolkovsky mit erwähnen, der Mann dem wir die geniale Raketengrundgleichung verdanken und der Raketentriebwerke zwar nicht bauen konnte, aber bemerkenswerte Pläne entwarf, mit denen er wohl die drei anderen beeinflußte.

Interessant finde ich den Vergleich zwischen diesen Pionieren: Tsiolkovsky hatte zwar keine Chance (weil er zu früh lebte und die Technik einfach nicht soweit war), aber er nutzte sie und schuf Grundlagen. Oberth ist der typische Professor, fleischgewordener Beweis dafür, daß ein guter Wissenschaftler noch lange kein guter Ingenieur sein muß. Sein Buch (Rakete zu den Planeträumen) ist bahnbrechend, seine Rakete für den Film war dagegen ein voller Flop.

Goddard ist der typische Eigenbrödler, der sich selbst im Weg steht. Sicher, er hat das erste Flüssigtriebwerk der Welt gebastelt und es flog wohl auch sowas wie 100 Meter hoch. Daß seine Frau ausgerechnet bei dieser Gelegenheit patzte und diesen Flug nicht mit der Kamera festhielt, war wie ein böses Omen. Denn ansonsten gibt es recht viel Filmmaterial über die Goddard Raketen. Genauer gesagt: über die wenigen, fliegenden Goddard Raketen und die vielen Versager, die er baute. Und das ging so weiter bis an sein Lebensende. Er hat nie wirklich großes erreicht, unter den vier genannten ist er für mich die tragische Figur. Zu spät für den theoretischen Durchbruch, zu eigensinnig für den praktischen Durchbruch. Würden ihn die Amerikaner nicht pushen, weil sie gerne alles selbst erfunden haben möchten, wäre er schon ziemlich vergessen.

Goddard litt unter einer Art zwanghafter Geheimhaltung. Er lehnte z.B. ein Angebot deutscher Raketenpioniere zur Zusammenarbeit ab. Auch seinen amerikanischen Landsleuten ging es nicht besser. Er wollte um jeden Preis ganz allein seinen Traum verwirklichen, und wurde darüber zum gescheiterten Bastler. Kurz vor seinem Tod sah er noch die ersten A4 und war fassungslos darüber, wie weit ihm die Deutschen um Wernher von Braun voraus waren- ganz ohne sein Wissen und ohne sein Zutun.

Wernher von Braun ist derjenige, der aus bloßen Bastelraketen Weltraumfahrzeuge gemacht hat- und das ist ein Riesenschritt. Für mich ist der genialste Zug an ihm seine Erkenntnis, daß man in den Weltraum nicht als einsamer Popler kommt, daß dafür auch nicht der geniale Professor reicht wie es die SF Autoren damals gerne beschrieben, sondern daß dies eine Mammutaufgabe ist, für die man einen Riesenapparat aus Industrie und Finanzierung aufbauen muß. Er selbst konnte das damals nur von der Reichwehr bekommen- und bekam es auch. Was man ihm gerne zum Vorwurf macht- aber Fakt ist, daß auch die amerikanische und russische Raumfahrt der Nachkriegszeit ohne militärischen Hintergrund nicht denkbar gewesen wäre.

Geändert von Peter am 01. September 2006 um 22:21

Marxi

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Beitrag 104015 [Alter Beitrag01. September 2006 um 23:48]

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Hi Peter,

das hast du wirklich schön auf den Punkt gebracht! Chapeau!

Viele Grüße
Marxi
Oli4

Überflieger

Oli4

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Beitrag 104842 [Alter Beitrag16. September 2006 um 14:37]

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Ja, schöne Gegenüberstellung! War interessant zu lesen!

Wernher von Braun konnte sich eben besser verkaufen und was ganz wichtig ist: Genialität alleine genügt nicht, man muss auch wissen, wie man sie um- bzw. einsetzt und zuletzt auch andere von seiner Sache überzeugen kann - der sog. EQ - Emotionale Intelligenz. Zudem hat die damalige Zeit für ihn gearbeitet. Bei dem Race to the Moon gegen die Russen hat er ja quasi unbegrenztes Budget gehabt - alleine das Ziel musste erreicht werden.

Gruß
Oli4

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