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Faust

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Beitrag 1073 [Alter Beitrag31. Januar 2001 um 11:18]

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@peter,
klar, da muss ich dir schon recht geben,
und auch was WvB später gemacht ist natürlich
zu kritisieren, genauso was andere länder
gemacht haben...
aber ok, hierbei wären wir nun bei den menschenrechten, und wenn wir da sind, brauch wir mit den usa doch gar nicht mehr
anfangen........ (sofern die amerikanische politik (ich bezieh das natürlich nur auf die politik) überhaupt weis was menschenrechte sind....)
ciao
faust

Whoa... I did a 'cat /boot/vmlinuz > /dev/audio' and I think I heard God!
Hendrik

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Beitrag 1074 [Alter Beitrag31. Januar 2001 um 15:43]

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Hallo!
Zu der Geschichte um Wernher von Braun:
Ich weiß nicht ob wir dieser Sache gewachsen sind, um in der Öffentlichkeit über ein für und wider der Raketenentwicklung von vor 50 Jahren detailiert zu diskutieren. Es ist ein sehr sensibles Thema mit dem ich mich zwar beschäftigte, aber ich dennoch von mir behaupte viel zu wenig davon zu wissen. Gerade was moralisch/ethische Gesichtspunkte anbelangt, so denke ich, ist es sehr sehr schwer in Diskussionen einen Schwellwert zu setzen, der ethisch/moralisch vertretbares von zu verurteilenden Handlungen und Entwicklungen bestimmt trennen soll.
Zu den moralischen Bedenken, die von Braun haben soll oder nicht fällt mir lediglich eine inhaltliche Zitierung aus einem Buch ein, welches in einem anderen Posting schon erwähnt wurde. Walter Dornberger, "Die Geschichte der V-Waffen".
Es ist ein sehr gutes Buch, stellt es zumal die Geschichte u. a. von Brauns ab Kummersdorf dar. In diesem Buch beschreibt er das Entwicklungsziel von Brauns in Form des so oft genannten Tores, welches zum Weltraum hin geöffnet werden sollte, um einen zukünftigen Mondflug zu ermöglichen.
Als das Militär seinen Nutzen in den Raketen sah, übernahm Dornberger die Leitung der Versuchsanstalt. Von Braun verlor aber nie seine eigentlichen Ziele, wurde jedoch zu einer Geißel seiner Führung. Man warf ihm sogar zu Kriegszeiten, bevor die erste A4 sich erhob, vor, die militärische Raketenentwicklung durch seine Mondvisionen zu bremsen und steckte ihn kurzerhand mit einem oder zwei Kollegen ins Gefängnis.
Er wurde gezwungen seine Entwicklungen und Gedanken in Richtung Mond sofort zu beenden, als Aufständischer und Kollaborateur hätte er schwerwiegende Folgen erwarten können.
Dies zum Thema Befangenheit von Brauns.
Ich denke, daß wir alle viel zu wenig Detailwissen über diese Zeit der Umbrüche haben, um uns darüber in großem Stil auslassen zu können. Ich für meinen Teil halte mich da eher zurück.
Wir könnten genauso gut über Einstein und Oppenheimer herziehen und diese Menschen verurteilen.
Einstein unterrichtete seinerzeit den amerikanischen Präsidenten über die theoretischen Grundlagen zum Bau einer A-Bombe und der Möglichkeit einer Entwicklung noch zu Kriegszeiten. Oppenheimer brachte die Entwicklung durch praktische Arbeit voran. Also, wollen wir nun auch den Ruf Einsteins und Oppenheimers untergraben?
Wir könnten auch diskutieren ob wir Boeing verklagen könnten, da viele Menschen durch Abstürze ums Leben kamen. Vielleicht sollten wir auch Mercedes anschreiben und fragen, ob sie keine moralischen Bedenken bei der Entwicklung ihrer Autos hatten. Schließlich wurden ihre Autos ja auch schon mal bei tödlich endenden Entführungen gebraucht und nebenbei verunglücken viele Menschen jährlich tödlich mit deren "Automobil-Waffen"...
Es ist müßig über die Entwicklungen der Vergangenheit zu diskutieren. Wir sollten lieber sehen, wie wir sie zu unserem Vorteil ausnutzen können!
In diesem Sinne,
Hendrik

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Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer.
Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.

Wernher von Braun (1912 - 1977), deutsch-US-amerikanischer Raketenforscher

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Peter

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Peter

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Beitrag 1075 [Alter Beitrag01. Februar 2001 um 10:21]

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Hendrick,
ich stimme Dir zu. Vielleicht ist es falsch rüber gekommen, aber ich persönlich kritisiere Wernher von Braun nicht sondern will nur aufzeigen, welche Widersprüche und Absurditäten in den Angriffen gegen ihn zu finden sind.
Es gibt noch einen etwas überraschenden Gesichtspunkt. In dem Buch "Die Rakete und das Reich" stellt der Autor die Kosten des A4 Projekts dem Nutzen gegenüber und kommt auf der Basis des Goldpreises zu folgender Abschätzung in heutiger Kaufkraft:
a) das gesamte A4/V2 Projekt verschlang 20 Milliarden (heutige) Dollar.
b) das Manhatten Projekt der Amerikaner kostete 8 Milliarden (heutige) Dollar und führte zu den ersten Atombomben.
c) allein für den 1944/45 betriebenen V2 Aufwand hätte Deutschland 24.000 zusätzliche Jagdflugzeuge bauen können, wobei man damals ca. 36.000 Kriegsflugzeuge pro Jahr tatsächlich baute.
d) die gesamte Sprengstoffmenge sämtlicher V2 Angriffe entspricht etwa der eines einzigen, großen Luftangriffs der RAF. Und davon gab es sehr viele.
e) da es gegen die V2 ohnehin keine direkte Abwehrmöglichkeit gab, wurden keine besonderen alliierten Kräfte gebunden.
Ich ziehe daraus den Schluß, daß durch die Arbeiten am A4 Projekt der Krieg in Europa wesentlich schneller zu Ende ging. Einfach deshalb, weil sich die deutsche Wirtschaft ein solches Projekt eigentlich garnicht leisten konnte. Hätte man dieselben Ressourcen z.B. in Jagdflugzeuge und Panzer gesteckt, dann ist vorstellbar, daß z.B. die Landung in der Normandie gescheitert wäre- mit unabsehbaren Folgen. Einschließlich amerikanischer Atombomben auf Deutschland statt auf Japan.
Obwohl das sicherlich nicht in seiner Absicht lag ist vorstellbar, daß Wernher von Braun -getrieben von der Vision des Weltraumfluges- zum rascheren Ende des Krieges mehr beigetragen hat als alle deutschen "Widerstandskämpfer" zusammengenommen.
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Beitrag 1076 [Alter Beitrag01. Februar 2001 um 14:29]

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Hallo Peter,
da hast Du wohl Recht. Wir sollten froh sein, dass wir keine amerikanischen Bomben abbekommen haben. Und ich will mir auch nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte.
Wer sich über die RAF (Rote Armee Fraktion) wunderte, die angeblich bereits im Zweiten Weltkrieg Luftangriffe flog: Es handelt sich hier um die Royal Air Force, also die britische Luftwaffe.
Oliver
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Beitrag 1077 [Alter Beitrag02. Februar 2001 um 05:55]

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Peter, da kann was nicht stimmen?
Meinen Infos zufolge verfügte DL gegen Kriegsende über 1000e Jagdflugzeuge, die mangels Treibstoff nicht zum Einsatz gebracht werden konnten. Das Ve Projekt arbeitete ja mit Alkohol aus Kartoffeln, (während die Menschen verhungerten) war also von Benzin unabhängig. Ausserdem wurde die V2 erst gegen Ende des Kriegs in die höchste Dringlichkeitsstufe augenommem, zuvor von Hitler sehr stiefmütterlich behandelt. Meines Wissens waren die Investitionen in das V2 Projekt eher gering.
Achim

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Herbert

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Beitrag 1078 [Alter Beitrag11. Februar 2001 um 07:55]

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" Das Übel kommt nicht von der Technik,
sondern von denen, die sie missbrauchen."

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Beitrag 1079 [Alter Beitrag12. Februar 2001 um 17:46]

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Zitat:
Original erstellt von Herbert:
" Das Übel kommt nicht von der Technik,
sondern von denen, die sie missbrauchen."

Jaques Cousteau




2 faktoren die man wohl nie voneinander trennen kann,
oder ?


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Beitrag 1080 [Alter Beitrag16. Februar 2001 um 08:27]

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Hallo an alle!
Ich habe bei einer anderen Infoplattform des WWW ein Posting gefunden, welches eine Meinungsäußerung zu einem Buch erbittet, welches sich "NAZI ROCKETEERS" nennen will!
Ich kann mir nicht vorstellen, daß es sich lohnt, dieses Buch zu kaufen, geschweige denn zu lesen!
Der Titel alleine ist schon eine Provokation schlechthin. Der Inhalt kann nur die deutsche Geschichte untergraben und aus diesem Grunde würde ich mir wünschen, solche Bücher niemals und nirgendwo zu forcieren! Und schon gar nicht in diesem Forum!!! Ein aus meiner Sicht objektives Buch ist Von Dr. Walter Dornberger "Die Geschichte der V-Waffen".
Hier wird auch der militärische Druck erwähnt, dem die deutschen Wissenschaftler ausgesetzt waren. Schiere militärische Willkür, welche lediglich eine Gradwanderung zwischen Kriegsgericht und Forscherfreiheit zuließ.
Na kar gibt es gewisse Schuld seitens deutscher Wissenschaftler, die sich heutzutage leider alle in ein und demselben Menschen personifizieren. Man sollte gewisse und eventuell angebrachte Schuldzuweisungen streuen, auf die hunderten Wissenschaftler Peenemündes und die auf tausenden von Lenkern im Hintergrund. Aber wir alle verstehen viel zu wenig von dieser Zeit, drum würde ich nie öffentlich meine Meinung preisgeben.
Dieses Buch wird laut seines Titels reinste Hetze betreiben und sollte im Hinblick auf unseren Modellsport keine Erwähnung finden. Es ist richtig, wenn man die Geschichte nicht verschweigt, man soll sich mit ihr auseinandersetzen, aber dann bitte an qualifizierter Stelle und mit qualifizierten Personen, und das sind meiner Meinung nach Zeitzeugen oder Historiker, welche sich seit Jahren nur mit diesem Thema beschäftigen.
Unser aller Hintergrund, so spärlich er auch ist, führt in einem Informationsforum lediglich zur Desinformation unseres zukünftigen Modellraketenklientels und, entschuldigt wenn ich mich wiederhole, auch nicht zur Verbesserung der Modellraketenlobby bei!
In Anbetracht dessen, daß auch offizielle Stellen ggf. Ämter hier in den Foren mitlesen, um sich ein Bild von der Raketenmodellszene zu machen, sollte man nicht ein Bild schüren, daß vielleicht mit einer Verherrlichung braunen Gedankengutes (guck Euch den Buchtitel an) oder mit dummen Pyromanengeschwafels zu untermauern wäre.
Öffentlichkeitsarbeit sollte zwar unparteiisch und objektiv sein, doch ist das Potential der heutigen Massenmedien so immens, daß man leicht seine Leser in der Meinung beeinflussen und lenken kann. Dessen sollte man sich bewußt sein und immer vor Augen haben. Bei jedem Posting, daß man der breiten Masse zugänglich macht!
Laßt uns lieber daran denken, was der Weltraumflug uns ermöglicht hat. Wir loben die ISS. Wie wäre sie ohne die Vorarbeiten von Brauns hochgekommen?
Das Loben einerseits und die Verabscheuung auf der anderen Seite ist pure Inkonsequenz!
Ich bin froh, daß das Tor zum Weltraum bei uns aufgestoßen wurde.
Ich bin froh über das APOLLO-Programm und den Mondflug.
Ich bin froh über die ISS und warte sehnlichst auf erste Erkenntnisse.
Ich bin froh, heute zu leben!
In diesem Sinne,
Hendrik

SOL-2

Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer.
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Wernher von Braun (1912 - 1977), deutsch-US-amerikanischer Raketenforscher

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Peter

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Beitrag 1081 [Alter Beitrag17. Februar 2001 um 13:49]

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Das fragliche Buch wird bei Amazon eher unterdurchschnittlich bewertet (2 von 5 möglichen Sternen). Ein Leser schreibt sehr richtig: Very biased historical revision of Von Braun (Sehr voreingenommene historische Untersuchung über von Braun).
WvB wird seit mittlerweile 56 Jahren immer wieder mal verleumdet, ohne daß je zwingende Beweise aufgetaucht wären. Im Gegenteil.
Es ist sicher richtig, daß man durch fleißiges Diskutieren über solche Themen Gefahr läuft, das Geschäft der Verleumder zu betreiben. Denn auch heftiger Protest hält das Thema zur klammheimlichen Freude gewisser Leute am laufen. Umgekehrt trifft nichts so wirksam, als wenn man hetzerische Meinungen -und ebensolche Leute- erfolgreich ignoriert.
Die Kehrseite ist allerdings, daß Leute, denen wichtige Informationen fehlen, durch Propaganda leicht zu beeindrucken sind. Eine mögliche Lösung ist es, sich über verschiedene Bücher und andere Informationsquellen ein eigenes Urteil zu bilden. Das kann jeder tun.
Ein eher unbekanntes Buch, das diese Geschichte aber sehr fair beschreibt, ist von Marsha Freeman. Sie setzt sich auch mit den Angriffen gegen WvB auseinander. Im amerikanischen Original heißt es "How We Got to the Moon", mir liegt eine deutsche Übersetzung vor mit dem Titel "Hin zu neuen Welten". Untertitel: "Die Geschichte der deutschen Raumfahrtpioniere". ISBN 3-925725-22-9.
Seiten (2): « 1 [2]
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